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Über mediale Possen aus Provinzgassen

Der mdr bringt mit „EAST! Mein Jahr in Zeitz“ einen Dokumentarfilm zur besten Sendezeit. Darin ein Dokumentarfilmer beschreibt, was er erlebte in seinem Jahr in Zeitz, beim Leben hier, mit den Menschen, an den Orten. Nun gibts zum Film böse Schlagzeilen, gespeist aus dem geistreichen Sozialen Netzwerk Facebook. Kann man machen, muss man aber nicht.

Wenn zwei aus dem Fenster gucken sehen sie noch lange nicht dasselbe. So ähnlich ist das auch, wenn die Menschen einen Film sehen. Das ist mit „EAST! Mein Jahr in Zeitz“ nicht anders. Für die Einen zeigt der Streifen nicht die Schönheit von Zeitz, befasst sich mit den falschen Menschen, präsentiert nicht die richtigen Orte und ist obendrein zu ukrainisch. Für die Anderen kommt die Stadt sympatisch herüber, zeichnet der Film aus eigenem Erleben ein Stück wahres Leben, erzählt humorvoll und einfühlsam Geschichten von Menschen und zeigt gar wohl schöne Bilder.

Soweit, so gut und halb so wild, weil nicht besonders aufregend. Wäre da nicht jenes Soziale Netzwerk Facebook mit seinen Stimmen der Unsichtbaren. Die nun erhalten in der lokalen Presse neuerlich und reichlich, wie überdies häufig, eine zusätzliche Plattforn. Kann man machen, wenn Pro und Kontra ehrlich nebeneinander stünden, tun sie aber nicht. Dazu könnte man noch erläuternd kommentieren, was der Film eigentlich ist – jedenfalls weder ein Imagefilm noch ein Stadtporträt, tut man aber nicht. Der Film wurde angekündigt und wurde nichts anderes als die Dokumentation eines Filmemachers, der ein Jahr in der Elsterstadt lebte und ohne Vorgaben in der Doku über eben das Erlebte in der Stadt berichtet. Das kann gefallen oder auch nicht. Überließ die lokale Presse es doch den Film- und Fensterguckern selbst, was sie sehen. Tut sie aber nicht. Kann sie offenbar auch nicht. Na, wo doch im „Sozialen Netzwerk Facebook heftig diskutiert“ wird.

Und nun auch noch das: in besagtem Netzwerk ward die Frage laut, ob denn der Film drei Menschen beim Diebstahl einer Tür zeige. Der mdr als medialer Steigbügelhalter für Hausfriedensbrecher und Diebe. Endlich wieder eine Sau, die durch die Provinzgassen getrieben werden kann. Das macht doch richtig Laune. Fast so wie im Frühjahr, als die Provinzpresse die Einladung zu einem Bürgerpicknick mit der üblen Schlagzeile begleitete „Picknick im Hundekot?“ Später „suhlten“ sich hier dennoch 200 gut gelaunte Menschen bei einem schönen Tag.

Was mit der Tür danach geschah:

Apropos suhlen. Was, wenn die Netzwerkzitierer erst bemerken, der Film wäre auch Animateur, Kinder und Jugendliche in Versuchung zu führen? Etwa, wenn er zeigt, wie Maksym ungesichert auf Bäume klettert oder gar auf Dächer mitten in der Stadt. Schlimmer noch, so ein Facebook-Unsichtbarer fände heraus, Teile des Filmes würden die Kids zum Greifen nach Suchtmitteln wie der Zigarette anstacheln. Dann müsste darüber berichtet werden, oh Gott. Also, schnell Stempel auf die Szenen und dann: lass suhlen dahin.

P.S.: Was bin ich doch froh, dass es Menschen gibt, wie genau jene, die Maksym gefunden hat.

Abb.: Screenshots, teilweise grafisch ergänzt

 

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