Das kleine Einmaleins
Über falsche Meinungsbilder
Joachim Herings Denker in Zeitz-Ost, ob er gerade denkt: „Manchmal hilft das kleine Einmaleins“?
„Nehmen Sie mal bitte einen Einkaufswagen,“ sagt eine höfliche aber bestimmte Kundin neben mir. Ich wollte nur mal eben Zigaretten an der Kasse holen und dachte nicht an den Wagen. Also gehe ich noch mal zurück und hole einen. Kein Problem.
Die Regeln sind bestimmt, nicht alle halten sich daran. In Supermärkten würden Masken schlampig getragen, auf Spielplätzen gar nicht und Abstände würden auch nicht eingehalten. Was tun? Die Ordnungshüter anzählen. Die Ordnungsämter müssten stärker kontrollieren und härter sanktionieren, und zwar sofort. So wabert es durch die lokalen Medien, einschließlich Facebook und co.. Steigende Infektionszahlen auch bei uns führen offensichtlich zur Ausbreitung falscher Meinungsbilder, wie dem Virus Herr zu werden ist. Indem nun nach einem Schuldigen gesucht wird, das ist jedenfalls der falsche Weg.
Abgesehen davon, dass die Ordnungsämter sehr wohl kontrollieren, würde das kleine Einmaleins genügen, um zu wissen, wie wenig wirkungsvoll das am Ende dennoch bleiben muss. Einfach mal die geöffneten Einkaufsgelegenheiten und Spielplätze in der Stadt mit seinen Ortsteilen zusammenrechnen und zu einer anderen Erkenntnis kommen, das wäre angemessen.
„Achtet auf einander“ kann auch heißen, fordert den Nachbarn im Supermarkt freundlich aber bestimmt auf, die Maske richtig zu tragen, weist ihn auf den Abstand hin. Die allermeisten werden vernünftig reagieren. Was nicht hilft ist, sich via Facebook darüber aufzuregen, was man gestern gesehen hat. Was noch weniger hilft ist, wegen steigender Infektionszahlen und der Verantwortungslosigkeit von Mitmenschen öffentlich nach einem Schuldigen zu suchen.
Wenn in Deutschland 10 bis 20 Prozent der Menschen Regeln missachten, reden wir über mehr als 8 bzw. mehr als 16 Millionen Menschen. Soviel Ordnungsamt geht wohl kaum.