Wie VR-Kunst in der Nudel Zeitzer begeistert
Die Virtual Reality Kunstausstellung „Was siehst du, wenn du die Augen schließt?“ ist vorüber. Ein Blick zurück.
Das hatte sich Lenn Blaschke (Bild rechts, 1. v. links) ganz anders vorgestellt. Trotzdem schaut er zufrieden drein, als er mich vor Beginn des letzten von zwei Ausstellungstagen zum Kaffee in das luftige Loft der Zeitzer Nudel einlädt. Als ich die KünstlerInnen um THIS IS FAKE Anfang März besuche sind die Fliesen in der Werkstatt mit Planungsskizzen und Ideen übersät. Es herrscht umtriebiges Gewusel. Die Zeit werde knapp, war zu hören. Denn im April und Mai sollten ihre VR-Projekte stehen und dann fast zwei Monate lang, immer sonntags von mittags bis abends präsentiert werden. Dann kam Corona und alle Pläne waren zunächst hinüber.
Und wieso schaut er nun trotzdem zufrieden drein? „Weil wir sehen, dass die ZeitzerInnen unser Projekt gut annehmen,“ sagt Blaschke mit Blick auf den Vortag. „Alle Plätze sind ausgebucht und wir sehen die Begeisterung, wenn die BesucherInnen ihrer, der Zeitzer Geschichte virtuell begegnen.“
Mit der eingeschränkten Zeit und den Corona-Vorschriften konnte das Künstlergespann um Leon Galli und Lenn Blaschka um die 70 Menschen erreichen. Die waren, so erlebte ich das am letzten Tag, erstaunt, überrascht, begeistert. Das entschädigt für die Arbeit zwischendurch: VR-Brillen, Kopfhörer, PC-Mäuse mit Desinfektionsmittel reinigen.
Was überraschte: auch als amüsant-spannendes Familienevent schien die Ausstellung offensichtlich gut geeignet. Reger Austausch nach dem Tanz als Avatar inklusive. „Huch, hier sind meine Hände und dort drüben bin ich, verrückt!“ ruft eine junge Besucherin aus, während gegenüber ihre Schwester versucht, die virtuelle Wand zu ertasten. „…und was hast du gesehen?“ Eine Frage, die zeigt, welche unterschiedlichen Assoziationen die Kunstprojekte beim Einzelnen auslösten.
Thomas Schnell aus Zeitz zeigte sich beeindruckt von den virtuell in den freien Raum gesetzten Zeitzer Gebäuden und den Geschichten, die parallel dazu von ZeitzerInnen aus den Kopfhörern erzählt wurden. Zeitzer Geschichte, neu und völlig anders erzählt – das gefiel den BesucherInnen.
Während der Konzeption und Realisierung, erzählt Lenn Blaschke, war hilfreich, dass die Protagonisten verschiedene berufliche Hintergründe mitbrachten. Neben ihm und Leon Galli als Künstlerkollektiv THIS IS FAKE waren die Bremerin Frina Hamann und Julie Hart aus Berlin an den Projekten beteiligt. So gelang den Medienkünstlern, mit Virtual Reality die BesucherInnen mit Realem aus der Stadt und den Erzählungen von ZeitzerInnen mit der eigenen und der Stadtgeschichte zu konfrontieren und zugleich einzufangen.
Nun wird bei THIS IS FAKE überlegt, ob eine weitere Präsentation noch möglich wird. Denn die Ausstellungseinbauten verbleiben bis zum März kommenden Jahres am Ort, nur die Technik wird ausgebaut, erzählt Lenn Blaschke. Das wäre eine tolle Geschichte, denn die jungen Künstler haben viel Kraft und Zeit investiert in ihr Projekt.