Zeitz hat gewählt. Die Stichwahl.
Von etwa 25.000 Wahlberechtigten entscheiden sich ca. 3.400 für einen Amtsinhaber. Was sagt das über eine Oberbürgermeisterwahl? Besser, was sagt das über einen Amtsinhaber?
Am 28. Februar haben die Zeitzer bestimmt: „erzählt uns doch noch einmal zwei Wochen lang, was ihr denn nun anders machen wollt!“ So etwa lautet wohl die Botschaft zumindest der 44,1% Wahlberechtigten, die ihre Stimme abgaben. Mit 31,3% als Amtsinhaber nach sieben Jahren Amtszeit aus einer Wahl heraus zu kommen, das muss doch weh tun.
Immerhin ist die Zahl der Unterstützer stattlich. Aus dem Zeitzer Stadtrat: CDU, Alternative Liberale Liste, FDP, AfD, Freie Wählervereinigung Theißen, Zeitzer für Zeitz. Sogar die SPD gab noch fünf Tage vor der Wahl eine Unterstützererklärung ab. Daneben finden wir auf der Unterstützerliste namhafte Vertreter aus Politik und Wirtschaft. „Kunze bewegt“ titeln dessen Wahlprints. So richtig bewegt indes zeigten sich die Wähler-/innen vom Amtsinhaber Dr. Volkmar Kunze nicht.
Ob sich Amtsinhaber und Unterstützer nun ernsthaft fragen wie es denn kommt, dass Christian Thieme, der Neuzeitzer aus Hamburg mit fast 24% nun Stichwahlgegner ist?
Von diesem und jenem Vertreter der, getrost kann man sagen ehemaligen Volksparteien, war schon am Wahlabend im Rathaus ein altbekannter Reflex vernehmbar: „typisch Zeitzer“. Offensichtlich scheint schon vergessen, dass Kunzes Wahl 2009 unter ähnlichen Vorzeichen anlief, denn auch er war ein „Neuzeitzer“ und hier ziemlich unbekannt. Möglich, dass er ohne den damaligen FDP-Höhenflug den Sprung ins Rathaus auch im zweiten Anlauf nicht geschafft hätte. Offensichtlich vergessen der peinliche Fehltritt, während des Hochwassers statt bei den Opfern lieber im Ausland zu verweilen. Offensichtlich vergessen die falsche Interpretation vom „Mut zur Lücke“. Möglich der Glaube niemand würde bemerken wie sich das Image der Stadt verschlechterte, statt mit den Bürger-/innen eine Leitbilddebatte und mit Fachleuten über ein Erscheinungsbild zu sprechen, das den Namen auch verdient.
Möglich aber auch, dass die Zeitzer doch genauer hin sehen und hin hören.
Kaum übersehbar – eine AfD prangt auf der Unterstützerliste. Möglich, dass wohl vernommen wurde, wie die CDU noch vor Wochen ihre Fraktionschefin auflaufen ließ, um nicht sie sondern den Amtsinhaber zu unterstützen. Möglich auch, die Zeitzer haben doch gut zugehört und trotzdem keine Antworten auf wichtige Fragen bekommen. So musste bei diesem und jenem Zeitzer die Unterstützung Kunzes gerade aus dem Stadtrat auch als eine Art selbstgefällige Inaussichtnahme ankommen. Volksparteien, von denen man kaum noch wissen kann, wofür sie eigentlich stehen. Aus Parteien entstandene Zweckfraktionen, die alles Mögliche im Blick haben, deren Ziel jedoch selbst für den wachen Beobachter nicht auszumachen sind.
Der ruhige Hamburger indes stellt sich ganz gelassen hin und spricht vom nahe Liegenden, beschreibt die Probleme und seine Ideen wie er sie anpacken will. Viele glauben ihm das.
Das werden noch zwei spannende Wochen bis zur Stichwahl am 13. März.